In Caprarola trifft der Besucher auf eine der wohl ungewöhnlichsten
Villen Latiums. Nicht nur wegen des pentagonalen Palazzo Farnese, sondern
auch wegen seiner Gartenanlagen und vor allem wegen des giardino segreto
(Geheimer Garten).
Im Jahr 1558 beauftragte Kardinal Alessandro Farnese den damals wohl
begehrtesten Baumeister Giacomo Barozzi da Vignola, ein erst kurz zuvor
von Antonio da Sangallo entworfenes und begonnenes Kastell zu einem prachtvollen
Repräsentationsbau zu erweitern. Der viel beschäftigte Architekt
sah sich vor eine besondere Herausforderung gestellt: Kurz zuvor, gegen
1550, hatte der ehrgeizige und prunkliebende Kardinal Ippolito II. d’Este
seine Villa in Tivoli zu planen und zu bauen begonnen. Caprarola, so das erklärte Ziel des Farnese-Kardinals,
sollte die Tivoli-Villa seines Rivalen an Glanz und Pracht übertreffen.
Vignola entwarf einen einzigartigen und imponierenden Palast, der eher
einer monumentalen Festung glich als einer ländlichen Gartenvilla.
Der ungewöhnliche fünfeckige Grundriss des Palastes bestimmte
in entscheidender Weise die Anlage der Gärten.
Die nach dem Tode Vignolas ab dem Jahr 1573 angelegten Gärten
waren um 1580 fertig gestellt.
Dieses Gartenareal wird dem Gartentypus des
giardino segreto zugeordnet. Er wurde bald auch in
anderen Ländern Europas Bestandteil herrschaftlicher Gärten. Der
giardino segreto in Caprarola kann auch ein sommerliches Gartenversteck
genannt werden. Aus einem mit Flussgöttern belagerten Brunnen sprudelt
Wasser über eine Kaskade herab. Diese aus verschlungenen Delphinen
gebildete Wassertreppe, die auch Catena d’Aqua oder Catena dei Delfini
genannt wird, geht auf einen Entwurf von Jacopo del Duca zurück. In
einem etwas abseits liegenden Bereich befinden sich das Casino del Piacere
und der Piazzale delle Cariatidi, ein von korbtragenden Hermen umsäumter
Irrgarten.
Man spricht in Caprarola von einer isolierten Villenanlage innerhalb
eines umfassenden Gartenareals mit Palast.