Die
Ablösung des Barockgartens erfolgte durch den Landschafts-Garten. Goethe, der nicht nur Dichter, Schauspieldirektor und
Naturforscher sondern auch leidenschaftlicher Gärtner war, schreibt
in seinen Wahlverwandtschaften: „Niemand glaubt sich in einem Garten behaglich,
der nicht einem fremden Lande ähnlich sieht; an Kunst, an Zwang soll
nichts erinnern, wir wollen völlig frei und unbedingt Atem schöpfen.“
So dachten auch die Gartenarchitekten der Aufklärung.
In England wurde der Garten neuen Stils erfunden, der
Landschaftsgarten, der den Barockgarten ablöste und nach seinem Mutterland
England, auch englischer Garten genannt wurde.
Die Anfänge lassen sich datieren in die Zeit zu
Beginn des 18. Jahrhunderts. Diese Ablösung war nicht etwa das Ergebnis
von Diskussionen gegensätzlicher gartenkünstlerischer Meinungen,
es handelte sich um eine geistige Auseinandersetzung von Dichtern und Philosophen
des 17. und 18. Jahrhunderts.
Der regelmäßig-geometrische Garten wurde von
ihnen als Ausdruck absolutistischer Ordnung gewertet. Lange bevor eine
neue Gartenidee sichtbare Gestalt angenommen hatte, bildete die Kritik
am Absolutismus also den Kern des Angriffs auf den herrschenden Gartenstil.
Die Gartenkritik war Ausdruck einer neuen Naturwahrnehmung. Danach mußte
jeder Eingriff Störung dieses – eines in sich funktionierenden – Systems,
das Gesellschaft und Natur einschloß, bedeuten.
Aus der Ablehnung des Eingriffes in die Natur mußte
das Eintreten für die Natur die Folgerung sein. Diese radikale Kritik
am architektonischen Garten war mehr als nur gesellschaftlich motivierte
Verachtung, der architektonische Garten wurde als Verstoß gegen die
Natur begriffen und das Gegenstück des verworfenen Gartenideals konnte
Gestalt annehmen.
Die Frage stellte sich nun, wie das neue Gartenideal
aussehen sollte. Sollte jetzt an die Stelle rationaler, künstlerischer
Ordnung so etwas wie Urnatur treten, ohne den Eingriff der formenden Hand
des Menschen?
Wollte man im Gegensatz zur geordneten, überschaubaren,
gegliederten Welt des Hofes und des Gartens die Rückkehr in den Urwald,
die Wildnis?
Wald und Wildnis waren im Mittelalter gleichbedeutend
mit Bedrohung und Unheil, beinhaltete nicht nur Menschenferne, sondern
auch Unwegsamkeit.
Das sich allmählich konstituierende neue Naturideal
war weitgehend durch die poetischen Schilderungen der antiken Naturdichter
und ihrer modernen englischen Nachfolger vorgeprägt. Landschaftsmaler,
wie Poussin und Lorrain führten mit arkadischen Szenen den Menschen
idealistische Landschaften malerisch vor Augen.
Damit beginnt ein neuer Gartentypus, der „Landschaftsgarten“.
Die Forderung nach einem Landschaftsgarten, der aus einer idealen Natur mit begehbaren Bildern besteht, wobei diese Bilder exakt auf den Blickwinkel des Spaziergängers hinkomponiert sind, ist bei dem neuen Gartenstil erfüllt.
Man kann sagen, dass die Kritik am bestehenden architektonischen
Garten Ausdruck einer neuen Naturbewegung war, die durch die Naturphilosophen
ausgelöst wurde. Man kann jedoch nicht sagen, dass die Kritik der
Humanisten am absolutistischen System sich unmittelbar in dem neuen Gartenstil
niederschlug. Vielmehr hatte sie m.E. für den neuen Gartenstil eine
begünstigende Bedeutung, da das absolutistische System sich erst durch
die Ideen der Aufklärung in ein liberaleres System, in einen liberaleren
Absolutismus, verwandeln konnte.
Eine neue Naturwahrnehmung („Zurück zur Natur“)
löste m.E. eine Veränderung des neuen Gartenstils mit der Forderung
nach einem naturgemäßen Gartenstil aus.